Er möchte in der Brandenburger Bildungspolitik etwas verändern: Matti Karstedt tritt im Wahlkreis 16 als Direktkandidat für die FDP an – und ist gerade erst 18 geworden. Der Schüler setzt auf zwei Alltagsthemen: den Kampf gegen Unterrichtsausfall und die Gewährleistung der Polizeipräsenz im ländlichen Raum.
Groß Kreutz „Ich will in der Bildungspolitik etwas verändern und das kann ich im Landtag besser als im Gemeinderat, wo der Spielraum da sehr gering ist“, sagt Matti Karstedt. Am Sonntag feierte er seinen 18. Geburtstag. Der Schüler, der das Ernst-Haeckel-Gymnasium in Werder besucht, ist ein absoluter Neueinsteiger. Der Groß Kreutzer, der im Mai selbst Erstwähler war, kandidiert zum allerersten Mal. Und dann gleich als FDP-Direktkandidat im Wahlkreis 16. „Es gab keinen anderen Bewerber“, sagt er. Einen Listenplatz hat er nicht.
„Meine Aussichten sind nicht so erfolgreich“, bleibt Matti Karstedt auf dem Teppich. Die Schlappe der Liberalen in Sachsen sei schmerzlich. „Aber ich versuche, möglichst viele Menschen zu überzeugen“, sagt der aufgeschlossene und selbstbewusste junge Mann. Dafür tourt er zwischen Beetzsee und Fiener durch Ortschaften, hängt Plakate auf, spricht mit Leuten auf der Straße. Auch um Vorbehalte abzubauen. „Anders als die Bundes-FDP hat sich die Liberale im Land keine großen Fehler geleistet und ist eine wählbare Alternative“, findet Matti Karstedt. Sie sei so wie die Brandenburger: ehrlich, nüchtern, bodenständig. Der Newcomer setzt auf zwei Alltagsthemen – auf die Gewährleistung der Polizeipräsenz im ländlichen Raum und den Kampf gegen Unterrichtsausfall durch zusätzliche Lehrerstellen. „Dass im Land Brandenburg ein Jahr eines Schülerlebens aus Ausfall besteht, ist doch krass“, argumentiert er.
„Ich bin FDP-Mitglied aus Überzeugung, weil ich den liberalen Grundsatz von der Minimierung der Staatsgewalt teile“, sagt er. Andere Parteien hätten ihm nicht zugesagt. Seit Anfang vorigen Jahres ist er im Ortsverband Werder, im Kreisverband Potsdam-Mittelmark und bei den Jungliberalen in Potsdam organisiert, „um auch mit Gleichaltrigen über Politik reden zu können“. Die Entscheidung bei der Landtagswahl zu kandidieren, sei in den letzten Monaten langsam gereift. Weil sich Matti nicht damit abfinden wollte, dass das Rennen in seinem Heimatwahlkreis nur zwischen den großen Volksparteien ausgetragen werde, habe er FDP-Kreischef Hans-Peter Goetz angesprochen, der selbst im Landtag sitzt. Der schilderte ihm auch die Schattenseiten dieses Jobs, wovon sich der Schüler nicht abschrecken lässt.
Das Gefühl „verbrannt“ zu werden, habe er nicht, denn bei den Liberalen sei es „familiär“, sagt Matti Karstedt, der nun im nächsten Schuljahr sein Abitur machen will und bei der Berufswahl noch zwischen Rechtsanwalt und Informatiker schwankt. In seiner Freizeit programmiert er Web-Seiten und spielt zum Ausgleich etwas Schlagzeug, um den Kopf frei zu kriegen. „Ich würde zwar gern unsere Ziele im Landtag ein Stück mit vorantreiben, aber ich möchte mein Leben nicht mit der Politik verbringen“, sagt der 18-Jährige.
Dieser Beitrag erschien in der MAZ.
8. September 2014